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Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten/Einladung zum Klassentreffen - Martin Schörle

Werbung, Rezensionsexemplar

Alles nur Theater


Theaterstücke kommen mir bei meiner täglichen Lektüre eigentlich selten unter die Nase, erinnern sie mich doch irgendwie zu sehr an die Schulzeit, ein Lebensabschnitt, den ich mir heute nicht mehr zurückwünsche.

 

Ich schätze, so lang wie diese hinter mir liegt, ist auch der Zeitraum, in dem ich nicht mehr im Theater war (Musiktheater ausgeschlossen).

 

Bei dem vorliegenden Werk des Autors Martin Schörle konnte ich jedoch nicht widerstehen, da es im ersten der beiden Theaterstücke um den Angehörigen einer viel gescholtenen Berufsgruppe geht, dem ich mich aus persönlichen Gründen sehr verbunden fühle.

Der gemeine Beamte ist ein tiefsinniges und feinfühliges Wesen, das wie jeder andere mit einzigartigen Schrullen ausgestattet sein kann, nur lässt er das den Außenstehenden nicht gerne sehen. Der „Held“ des Stückes „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ heißt Hans Fredenbek. Er ist Ende vierzig, Beamter und kennt sich wahnsinnig gut mit Radiergummis aus. Ansonsten ist er einigermaßen irre, hat eine eigenartige Vorstellung von Urlaubsentspannung und mit den Frauen läuft es auch nicht so richtig rund. Ehefrau oder Kollegin.

 

Spott und Hohn der Bürger über seinen Status prallen an ihm ab. Beschwerdebriefe bekommen die anderen:

„Ihr letzter Bescheid dauerte so lange, da konnte unser Einkaufszentrum zweimal abbrennen, der Brandstifter im Knast Abitur machen und zwölf Kinderbücher schreiben. „Die Rache des kleinen Feuerteufels“ war letztes Jahr „Kinderbuch des Jahres“.“

Dabei zeigt Fredenbek in seinen langen und teilweise wirren Monologen, dass er auch nur ein Mensch ist. Ein bisschen irre zwar, aber eben nur ein Mensch. *Augenzwicker*

 

Das Kammerstück, welches größtenteils aus dem Monolog Fredenbeks besteht, ist kurzweilig und unterhaltsam. Es werden Klischees bedient und widerlegt.

 

Im zweiten Stück „Einladung zum Klassentreffen“ kommt es zu einem Wiedersehen zweier ehemaliger Schulkameraden. Marina sitzt gerade im Zug und erhält telefonisch eine Einladung zum Klassentreffen von ihrer früheren Jugendliebe Carsten. Es entspannt sich ein emotionales Gespräch über die gemeinsame Vergangenheit und das was danach kam. Neugierige Mitreisende mischen sich ein.

 

Ist das erste Stück vor allem sehr unterhaltsam, kommt das zweite wesentlich emotionaler daher.

 

Bei der Lektüre des Beamtenstückes musste ich mehrmals herzlich lachen. Trotzdem lässt es eine gewisse Tragik nicht vermissen. Der Schwerpunkt liegt in der Charakterstudie des Protagonisten, bei der sich der Autor Zeit lässt. Die eigentliche Handlung ist übersichtlich, was der Qualität des Stückes keinen Abbruch tut.

 

Im zweiten Stück schritt sie mir dagegen viel zu schnell voran. Zwei Menschen telefonieren nach 20 Jahren das erste mal wieder miteinander und finden in diesem einen Telefonat wieder emotional zueinander. Das ging mir persönlich zu schnell und war daher für mich nur bedingt glaubhaft.

 

Für das erste Stück gibt es 5 Notenschlüssel von mir, für das zweite 3. Macht im Durchschnitt 4.

 

Es wäre interessant, die Stücke mal auf der Bühne zu sehen.




Titel: Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten/Einladung zum Klassentreffen

Autor: Martin Schörle

erschienen im Engelsdorfer Verlag

ISBN: 978-3-96008-408-2

Das Urheberrecht und das Copyright an dem Buchcover liegt beim Engelsdorfer Verlag. Bei den hervorgehobenen Textpassagen handelt es sich um Zitate aus dem besprochenen Werk.

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