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Die lange Reise - Samantha Cristoforetti

Werbung, Rezensionsexemplar

Cosmic Girl


"Im Weltraum anzukommen ist leicht, heißt es so schön, schwieriger ist es, so viel Geschwindigkeit zu erreichen, dass man auch drinbleibt."

2014/2015 verbrachte die Italienerin Samantha Cristoforetti 200 Tage auf der Internationalen Raumstation ISS. Bis dahin war es ein langer Weg für die Ingenieurin und Kampfpilotin, der sie in 5 Jahren vom mehrstufigen Auswahlverfahren über Ausbildungen in diversen Seminarräumen, Überlebenstrainings in russischen Wäldern, Belastungstests in Zentrifugen und Vakuumkammern und Trainings in verschiedenen Raumanzügen in riesigen Wasserbecken um die ganze Welt führte und sein Ziel auf der Startrampe der Sojus-Rakete im kasachischen Baikonur und schließlich auf einer Umlaufbahn 400 km über der Erde fand.

Die Schilderungen der Ausbildungen und Vorbereitungen für den Aufenthalt im All nehmen den größten Teil des vorliegenden Buches ein.

Samantha Cristoforetti beschreibt dies auf eine so sympathische Weise und mit einem sehr persönlichen und intimen Blick, dass ich mir in manchen Situationen wünschte, dabei gewesen zu sein. Sie schreibt über die vielen Menschen, die ihr auf dem Weg in die Raumstation in vielen Ländern der Erde begegneten, von den Experten für Raumanzüge, dem medizinischen Personal, den Technikern und Ingenieuren, Köchen und Schneiderinnen und wirft damit auch ein kleines Licht auf diejenigen, von denen der raumfahrtinteressierte Laie ansonsten nichts sieht und hört. Zumindest dann nicht, wenn alles so funktioniert, wie es soll.

 

Beindruckt und fasziniert haben mich vor allem der Teamgeist und die Zusammenarbeit der einzelnen Protagonisten unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität. Ganz wunderbar und einfühlsam schreibt Samantha Cristoforetti auch über ihre Crewmitglieder, die mir als Leserin, so wie sie selbst, gleich mit ans Herz gewachsen sind.

 

Im vorliegenden Werk offenbart die Autorin nicht nur hohen Sachverstand und Einfühlungsvermögen, sondern auch ein großes schriftstellerisches Talent. Trotz des zum Teil sehr technischen Sujets kommt beim Lesen zu keiner Zeit Langeweile auf und einige Teile ihrer Aufzeichnungen kommen sogar fast philosophisch daher.

 

 

Funfact:

Besonders lustig fand ich, dass jede ISS-Expeditions-Crew vor dem Start ein Crewfoto im Stile eines Filmplakats machen lässt.

Das Bild von Samanthas Expedition gibt es hier, basierend auf ihrer Idee und dem Film "Per Anhalter durch die Galaxis".


Besonders im zweiten Teil des Buches, der den Aufenthalt auf der ISS schildert, beantwortet Cristoforetti Fragen über das Leben in der Schwerelosigkeit, die ich mir schon stelle, seit mein Interesse an Raumfahrtthemen vor einigen Jahren erwachte. Banale, alltägliche Dinge. Wie geht man bei Schwerelosigkeit auf die Toilette? Wie funktioniert das Haarewaschen? Wo und wie schläft man und wie kommuniziert man mit den Daheimgebliebenen?

 

Die Autorin schreibt mit Leichtigkeit und einer verspielten Freude über die aufregenden Dinge im Leben einer Astronautin, aber auch mit großer Ehrlichkeit über die Anstrengungen, Entbehrungen und Enttäuschungen die Raumfahrende und sie selbst im Speziellen erfahren haben.

 

Die lange Reise – Tagebuch einer Astronautin ist das faszinierende Buch einer beeindruckenden Frau, die fern jeglicher Überheblichkeit über eine Erfahrung schreibt, die nur wenigen Menschen bisher vergönnt war und die dem sonst so entrückten, für Ottonormalbürger schwer zu greifenden Thema Raumfahrt eine menschliche Dimension verleiht, wie ich es bisher noch nirgendwo anders gesehen, gehört oder gelesen habe.

 

Eines meiner Lieblingsbücher 2019 und überhaupt. 




Titel: Die lange Reise - Tagebuch einer Astronautin

Autorin: Samantha Cristoforetti

Originaltitel: Diario di un`apprendista astronauta

Aus dem Intalienischen von Christine Ammann und Walter Kögler

erschienen im Penguin Verlag

ISBN: 978-3-328-60103-6

Das Urheberrecht und das Copyright an dem Buchcover liegt beim Penguin Verlag.

Bei den hervorgehobenen Textpassagen handelt es sich um Zitate aus dem besprochenen Werk.

Spotify Playlist

Einige im Buch erwähnte Songs:

1. Amelia - Joni Mitchell

2. Трава у дома - Zemlyane

3. Don´t stop me now - Queen

4. Bartali - Paolo Conte

5. Jack of all trades - Bruce Springsteen

Andere Songs, die sich beim Lesen in meine Gedanken schlichen:

6. Cosmic Girl - Jamiroquai

7. Rocket Man - Elton John

8. Space Oddity - David Bowie

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